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Die BOK
BigBand im Birdland 59 in
Ettlingen am 28.09.2002
Pflege der SWING ÄRA
Im Rahmen der neuen wöchentlichen
Konzertreihe im Herbst 2002 veranstaltete der Ettlinger Jazzclub
in seinem Musiklokal, dem Birdland 59 einen Abend, der ganz im Zeichen
des Swing stand.
Eingeladen war die seit 1990 bestehende und von Achim Ritter gegründete
BOK BigBand. In dem gemütlichen Gewölbekeller, der mit interessierten
Musikliebhabern gut besucht war, bauten sich 21 Musiker mit Dirigent
um den hauseigenen Flügel auf. Die Gäste wurden mit kleinen Snacks
gut versorgt und dann konnte das Konzert beginnen.
Eine Bigband braucht ein Opening, bei dem sich die Musiker an die
Akustik gewöhnen, und ihre Instrumente warmspielen können. Dann
folgt bereits mit Sam´s Boogie ein fetziges Arrangement, bei dem
der Saxophonist Hubert Müller zum ersten Mal am Abend solistisch
brilliert und der Gasttrompeter Ron Blomfeld zeigt, dass ihm Töne
in der dritten Oktave keinerlei Mühe bereiten. Während sich die
Band bei diesem Stück noch „einswingte" , geriet das bekannte „Satin
Doll" im Original Arrangement von Duke Ellington bereits rhythmisch
kompakt. Interessant war nebenbei, wie der Bassist Thomas Kleinhentz
aus einem E-Bass mittels spezieller Fingertechnik einen Kontrabass-Klang
herausholt. Bei Biddle-de-bop Samba hatten die Posaunen ihren ersten
großen Einsatz mit originellen Einwürfen. Schlagzeuger und Percussionist
zeigten dabei, dass südamerikanische Patterns auch durchaus dezent
vorgetragen werden können. Mit "The Lady Is a Tramp" hatte Gastsängerin
Julia Isele, die auch von verschiedenen Rock- und Soulbands her
bekannt ist, ihren ersten Auftritt. Als musikalisches Chameleon
bewies sie, dass sie auch swingen kann. Ihr interessantes Timbre,
ihre intonatorische Sicherheit und ihr gewaltiger Stimmumfang waren
dabei Rüstzeug, um den Songs großen Ausdruck zu verschaffen. "Nothing"
aus dem Musical " A Chorus Line" trägt sie konzentriert und mit
Feeling vor, schwierige Intervalle bereiten ihr keinerlei Mühe.
Die Band scheint sich bei ihrer Anwesenheit noch mehr anzustrengen
und so wird dieses Stück zu einem konzertanten Erlebnis.
Dazu trägt auch der Dirigent Achim Ritter bei, der sicher,
engagiert und temperamentvoll arbeitet und die verschiedenen Linien
der Posaunen, Saxophon und Trompetengruppen -z.B bei der Titelmelodie
von "A Chorus Line" - wirkungsvoll voneinander abhebt. Mit "Take
The A-Train" wird das erste Set abgeschlossen. Dabei setzen die
Trompeten scharfe Akzente, Gitarrist Michael Bendoraitis spielt
einen filigranen Chorus und erhält viel Beifall, genauso wie Hubert
Müller, der seinen Chorus relaxed angeht und mit Highnotes Glissandi
verziert. Ein Conga Solo findet ebenso Anklang wie der Posaunenchorus,
der gut gespielte, interessante Melodien aufweist, allerdings etwas
einstudiert wirkt.
Der Titel "Fly Me To The Moon" lässt Julia Isele die Möglichkeit
sich dynamischer zu entfalten und bei "Love For Sale", das mit Piano-Forte
Wechseln und Doubletime- Passagen versehen wird, lässt sie sich
nicht hetzen und singt mit weiten Bögen darüber.
"Lost Mind" ist der Titel für den Altsaxophonisten Werner Michels.
Sein Chorus entwickelt sich aus dem Piano, wird dynamisch, akzentuiert
und ist mit viel Coolness vorgetragen. Übrigens führt Werner Michels
außerdem noch mit witzigen und interessanten Ansagen charmant durch
das Programm.
Die letzten Stücke des zweiten Sets überzeugen nicht so richtig.
Santanas "O Ye Como Va" klingt im Arrangement der BOK Bigband rhythmisch
verwaschen, der Bass hätte akzentuierter sein können, bei Sweet
Georgia Brown, lassen die Saxophone Homogenität vermissen und das
Klavier ist zu unauffällig.
Das dritte Set dagegen beginnt wieder frisch mit einem interesssanten
Medley von Miles Davis Stücken im gelungenen Arrangement von Marc
Tayler. Hier kann Trompeter Ron Blomberg einiges seiner Kunst zeigen.
Klaus Hesserts Flügelhorn- Passagen bei "So In Love" und "Children
Of Sanchez" besitzen viel Wärme und Ausstrahlung. Gegen Ende des
Programms kommen noch eine schöne Ballade im 6/8 Takt, ein
laszives "Fever" gesungen von Julia und ein launiger, schmissiger
Titel von Woody Hermann.
Das Publikum bleibt aufmerksam bis zuletzt, was ein sicheres Zeichen
dafür ist, dass es die BOK Bigband versteht, einen interessanten
Abend zu gestalten.
Die Plege der Tradition der großen Orchester von Count Basie, Duke
Ellington und Woody Herman steht dabei an erster Stelle. Alle Musiker
sind Amateure, die in ihren Konzerten mit viel Idealismus die Zuhörer
teilhaben lassen an dem großartigen Swing-Erbe aus den 40er Jahren.
Heinz Reinlein
Dirigent:
Achim Ritter
Gesang:
Julia Isele
Gitarre:
Michael Bendoraitis,
Klavier:
Thomas Heinzel,
Bass:
Thomas Kleinhentz,
Schlagzeug:
Jochen Götzmann,
Saxophone:
Hubert Müller, Uwe Müller, Werner Michels, Stefan Schmid, Wolfgang
Schäfer
Trompeten:
Ron Blomfeld, Johannes Kuderer, Klaus Hessert, Joachim Nürnberger,
Jürgen Hatemer
Posaunen:
Wolfgang Butsch, Heinrich Völlmer, Heinz Maas, Martin Dauth, Harald
Frenzel
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