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KONZERTBERICHTE

MORITZ in Treacy´s Irish Pub, am 18.11.2000

„A big band in little Treacy´s", so wurde das Konzert von der Funkrock- und Soulband „Moritz" angekündigt und tatsächlich kann man bei dieser Besetzung schon fast von einer Big Band sprechen. Fünf Bläser, drei Sängerinnen, die Rhythm Section, bestehend aus Schlagzeug, Bass, Gitarre und Keyboards muss man zusammenzählen und dann kommt „Moritz" heraus. Alle diese Musiker fanden Platz auf der kleinen Bühne im Treacy´s, aber die Band ließ schnell solche Äußerlichkeiten vergessen machen. Schon das Opening gerät mit einer Bearbeitung von „Also sprach Zarathustra" monumental und der kraftvolle Posaunenklang von Norbert Moritz lässt das Publikum zum ersten Mal aufhorchen. Dann kündigt er die Soul Divas an, ein Trio bezaubernder Sängerinnen, mit der erst sechzehnjährigen Sylvia Dias-Gouveia in der Mitte. Wenn man nun meinte, eine Kleinmädchenstimme zu hören, wurde man schnell eines Besseren belehrt. Warm in der tiefen Lage und kraftvoll im Sopran, mit einem gehörigen Schuss Soul und ausgefeilter Melismatik, so fügt sich Sylvia bei den Soul Divas ein. Sie ergänzt sich hervorragend mit der außergewöhnlich hohen Stimme von Diana Kloo und dem Power Alt von Julia Isele. Und wenn alle gleichzeitig „Free Your Mind" von „En Vogue" intonieren, dann törnt das auch die Mitmusiker an, was an deren Mienen abzulesen ist. Die Spielfreude packt die ganze Mannschaft. Da ist einmal der Profi, Marcel Millot, am Schlagzeug mit
eingebautem Metronom. Er spielt lebendig und musikalisch, unterstützt die Solisten und lässt sich auch bei den verzwicktesten Breaks, die er vom Blatt spielt, nicht aus er Ruhe bringen. Den Bassgroove pumpt Bernd Nold von der Bühne, druckvoll, aber nie aufdringlich. Etwas „Dreck" in die edlen Arrangements zu bringen ist Aufgabe des Gitarristen Daniel Schusterbauer, der es versteht seine verzerrten Soli mitreißend zu gestalten. Auch der Keyboarder Ralph Pfeiffer steigert seine Soli und zeigt ein ganzes Spektrum an Technik in mehreren Stilarten. Sein natürliches und lockeres Rhythmusgefühl trägt viel zum Gesamtgroove der Rhythmusgruppe bei. Im Mittelpunkt von „Moritz" stehen jedoch seit je her die Bläser. Viele Besetzungswechsel musste Bandleader Norbert Moritz durchmachen, bis er einen Stamm von Trompetern und Saxophonisten beisammen hatte, die seinem hohen Anspruch und dem hohen Anspruch, das das Programm an die Musiker stellt, genügten.
So ist denn auch seine Bläserbesetzung im weiten Umkreis unschlagbar. Messerscharfe Staccato Tiraden in einwandfreier Intonation, dazu in höchster Tonlage scheinen die Musiker mühelos vom Blatt zu spielen. Ein Höhepunkt des Abends wird das musikalische Streitgespräch der Bläser mit viertaktigen Soli, die sich allmählich verdichten, steigern und letztlich temperamentvoll in einem Knall enden.
Schön anzuhören waren auch, die mit herrlichem Satzgesang arrangierten Beatles Songs, „All My Lovin" und „Yesterday".
Das jazzige Stück von Gabriele Goodman, „Use Me" brachte Sängerin Diana besonders gut herüber und auch die Musiker hatten dabei Raum, Feeling zu entwickeln.
Musikalische Leckerbissen von Moritz sind die Interpretationen von „Tower Of Power" Stücken, besonders dann, wenn Norbert Moritz zur Tuba greift und aus dem Instrument Töne herausholt, für das es eigentlich nicht gemacht wurde. In allen Lagen und mit, für dieses Instrument, ungewöhlich schnellen Läufen, präsentiert er sein Tubasolo. „Showmäßig" lässt sich Moritz ebenfalls einiges einfallen, etwa wenn er das Publikum Töne zählen lässt und für die richtige Antwort mit Kirschwasser belohnt, oder wenn die Sängerinnen singend durch die Reihen gehen und Schokolade verteilen. Hervorzuheben ist besonders der hervorragende Sound der Band, der der konzentrierten Arbeit von Mario Dörbeck am Mischpult zu verdanken ist und der feinen Anlage von Norbert Moritz.
Überhaupt ist Norbert Moritz einer der außergewöhnlichsten Musiker der Region. Seit über zwanzig Jahren engagiert sich der Informatiker in seiner Freizeit für den Funkrock. Er schreibt für alle Musiker die Noten, arrangiert, komponiert, kümmert sich um den Proberaum, kauft privat eine sündhaft teure Anlage, um einen Sound zu schaffen, der seine Musik adäquat rüberbringt, er macht die Auftritte aus und bezahlt auch manchmal aus eigener Tasche die Gage für seine Musiker.
Wichtig ist ihm, dass er immer neue und junge Leute für seine Musik begeistern kann. Dass ihm das gelingt, hat er bei diesem Auftritt unter Beweis gestellt. Und so muss man den eingangs erwähnten Satz etwas umstellen:
Moritz - A
great Band in little Treacy´s.
Heinz Reinlein