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THE
NIGHTKINGS im
Flughafen Casino, am 16.12.2000
Einen harmonischen Tanzabend konnte man am 16.12.2000 im Flughafen
Casino in der Erzbergerstraße erleben. Das von der Familie Schmiedmeier
seit Jahren geführte einzige Tanzlokal in Karlsruhe, mit wöchentlich
zwei Live Abenden, hat sich gewandelt. Die Kleiderordnung ist legerer
geworden und viele Betriebe haben das
„Flughafen" als Räumlichkeit für ihre Feiern entdeckt. Die Einrichtung
ist von gehobener Art und aufwendig dekoriert. Viele junge Paare
kommen hier her, weil sie im halbstündigen Wechsel entweder zur
Livemusik oder Konserve tanzen können. Die Platten werden dann von
einem DJ moderiert. Das Programm ist für junge Leute und für die
mittlere Generation ausgelegt, die die gemäßigte Discomusik der
Technomusik vorziehen. Richtig los geht der Abend erst, als die
Nightkings pünktlich um 22.00 Uhr die Bühne betreten. Jetzt füllt
sich der Saal schlagartig. Die erste Runde sieht die Band als eine
Art Warm Up für das Publikum, das sich erst noch etwas orientieren
muss. Gleichwohl haben die Nightkings bereits in der ersten Tanzrunde
musikalisch viel zu bieten. Sie eröffnen mit einem Medley von Gloria
Gayner, interpretieren Abba, Janet Jackson oder Lionel Ritchie und
von Beginn an ist man überrascht, wie es eine Band schafft, genauso
zu klingen wie die CD´s zuvor. Da kommt man schnell in Versuchung
zu sagen, die lassen mp3 files oder Minidisks laufen und machen
nur eine Playback Show.
Doch so ist es bei den Nightkings nicht. Live ist der Gesang, das
Schlagzeug, die Gitarre, das Saxophon und oft der Bass, der von
fast allen Mitgliedern der Band gespielt wird. Als zusätzlichen
Mann setzen die Nightkings einen Sequenzer vom Keyboard ein, der
dem Schlagzeuger einen Click ins Ohr liefert und außerdem die Passagen
übernimmt, die eine Band selbst mit drei Keyboardern nicht schaffen
würde. Wer schon einmal in einem Studio gearbeitet hat, weiß wieviel
Konzentration es erfordert, punktgenau zu einem Metronom zu spielen.
Der Schlagzeuger der Nightkings, Bim Mitschele, schafft das
drei Stunden lang am Abend, ohne dass der Rhythmus nur einmal aus
dem Ruder läuft - eine geistige Schwerstarbeit. Bim Mitschele arbeitet
am Schlagzeug äußerst genau, beherrscht auch neue Spieltechniken
und er passt den Schlagzeugsound jeder einzelnen Nummer an, indem
er mit Pads die einzelnen Trommeln abnimmt und nach Bedarf auf elektronische
Sounds, mit der dazugehörigen Hallstruktur, zugreift. Selbst die
Keyboardsounds tüftelt Bim Mitschele in seinem Studio in Rastatt
aus und spielt auch viele Sequenzen ein. Ebenso gewissenhaft arbeiten
die weiteren Mitglieder der Band. Über Gitarrist Salvatore Fazio
aus Offenburg sagen seine Kollegen, er gehe mit seiner Gitarre ins
Bett und tatsächlich scheint sie bei ihm wie angewachsen. Ein Vollblutmusiker,
voller Idealismus, der vor jedem Auftritt 45 Minuten Soundcheck
macht und solange tüftelt bis seine Fendergitarre auch wie eine
Gibson von Santana klingt. „Wenn Salvatore Stücke von Eros Ramazotti
oder Umberto Tozzi singt, scheint er sein Heimatland Italien verteidigen
zu wollen", so sieht es sein Bandkollege, Manager und Keyboarder
der Gruppe Dieter Sanmüller. Ihn ärgert, dass viele Leute meinen,
selbst der Gesang wäre nicht live, dabei besteht der größte Teil
der Probearbeit aus dem Einstudieren der Chorsätze. Geprobt wird
übrigens konzentriert vier- bis fünfmal in der Woche in der spielfreien
Zeit im März, wo dann ein neues Programm erarbeitet wird. Ansonsten
baut man schon einen Tag früher im entsprechenden Tanzlokal auf
und probt dort.
Dass der Sänger und Gitarrist Peter Malassa singen kann, das wissen
alte Hasen noch aus den frühen siebziger Jahren, wo Peter Malassa
als Frontmann bei der Rockband Carnel Desire Maßstäbe setzte - und
damals gab es noch keine elektronischen Hilfsmittel. Außergewöhnlich
wandlungsfähig ist seine Stimme. Ob er Titel von Lionel Ritchie
singt oder Maria von Santana, er imitiert den Gesang bis in die
kleinsten Facetten und hat dazu eine freundliche Ausstrahlung.
Eigentlich als Bassistin nach Europa gekommen ist die phillipinische
Sängerin Cita Torres und zählt jetzt zu den außergewöhnlichsten
Sängerinnen in Baden. Sie hat in jeder Lage eine sehr angenehme
und ausgeglichene Stimme mit dem gewissen Crisp, der in der Popmusik
nicht fehlen darf. Sie scheint die Songs bis auf die letzte Schwingung
des Tremolos zu adaptieren und klingt nie flach, wie das oft bei
Tanzmusikern der Fall ist. Für solistische Einlagen und für die
prägnanten Bläsersätze sind der Saxophonist Peter Klein und im Normalfall
der Trompeter Martin Auer, der gestern leider verhindert war.zuständig.
Was Peter Klein drauf hat, konnte man bereits an einem kleinen Solo
am Ende von „Movin On Up" heraushören. Die Nighkings sind also allesamt
hochkarätige Musiker und viel, viel Arbeit an Details ist notwendig,
um eine Band so klingen zu lassen. Kein Wunder haben die Nightkings
inzwischen Auftritte in ganz Europa.
Heinz Reinlein
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